Gesunde Beziehungen aus dem Selbst heraus gestalten zu können, erfordert das Erkennen und Lösen jeder unbewussten Verstrickung in die verschiedenen Netzwerke, deren Bindung uns in unserer Entwicklung stark behindert und bisher nur das Ego fördert, so dass das wahre Selbst nicht zum Vorschein kommen kann. Das betrifft jeden von uns, und weil es so unbewusst ist, fühlt es sich völlig normal an, es geht ja allen so, und so nimmt kaum jemand wahr, wie unfrei wir in Wahrheit sind.
Es beginnt mit unserer Beziehung zu Mutter Erde, wo als Gesetzmäßigkeit gilt, dass Mutter Erde immer die Mutter ist, und wir Menschen als Menschheitsfamilie also die Kinder sein müssen. Sie ist demnach das Große, und wir das Kleine; sie muss für uns sorgen, weil wir bedürftig sind. Daran wird deutlich, wie wir uns bisher unbewusst als Kinder identifizieren, unsere Mutter nur im Außen suchen, und damit völlig in dieser Abhängigkeit gefangen sind. Indem wir dies reflektieren, können wir uns aus dieser Verbindung lösen und selbstverantwortlich in unsere individuelle Entwicklung gehen.
Diese Bindung wirkt in jedem von uns, nur die jeweiligen Auswirkungen unterscheiden sich. Der erste Schritt zur Veränderung besteht darin, mir die jetzige Situation bewusst zu machen und anzuerkennen, wo ich mich gerade befinde und wie sich das für mich anfühlt. Dann geht es darum, mich ganz entschieden von der Außenzentrierung nach Innen zu wenden. Nur so kann ich nach meinen eigenen inneren Aspekten suchen, die sich im Außen durch starke Resonanz mit anderen Menschen zeigen.
Ein Beispiel: Wenn ich einem Menschen begegne, für den ich sofort Ablehnung oder Abwertung empfinde und am liebsten sofort davonlaufen möchte, handelt es sich hier um einen eigenen verletzten Anteil. Dieser ist mir maximal unbewusst, weil er so verletzt ist, dass ich ihn nicht spüren möchte und ihn verdrängt habe. Ich wollte nie so wie dieser Teil sein. Er möchte aber dazugehören und macht jetzt als Spiegel in Form des anderen, abgelehnten Menschen auf sich aufmerksam. Er zeigt mir, dass er zu mir gehört. Wenn ich anerkennen kann, dass nicht der Andere „der Böse“, „der Schwache“, „der Unterdrückte“ ist, sondern dass dieser Mensch nur der Spiegel für mein Unbewusstes ist, dann wird jeder Kontakt mit anderen frei und authentisch. Indem jeder für seine Anteile Selbstverantwortung übernimmt, ist der andere Mensch frei, er selbst zu sein, und nicht mehr die Projektionsfläche meines Unbewussten.
Im Positiven verhält es sich genauso: wenn ich jemanden bewundere für das, was ihn in meinen Augen auszeichnet, wenn ich mich voller Freude zu diesem Menschen hingezogen fühle, dann ist er der Spiegel für meine mir unbewussten einzigartigen Fähigkeiten, die ich mir bisher nie anerkennen konnte, weil ich mich dafür „zu klein“ oder „zu schwach“ oder „zu unbedeutend“ fühlte. Und auch hier geht es darum, dass dieser Aspekt mich ruft, auf sich aufmerksam macht, weil er sich mir zugehörig fühlen will und als Anteil meiner Individualität und Einzigartigkeit anerkannt und von mir gelebt werden will.
Alle meine unbewusst abgespaltenen Anteile wirken so lange als Spiegel auf mich ein, bis ich bereit bin, sie als mir zugehörig anzuerkennen. Erst wenn ich bereit bin, meine Anteile in die Wahrheit zu bringen und selbst zu leben, dann können sie ihre konstruktive Kraft entfalten. Dann beginne ich zu heilen, ganz zu werden, selbstbestimmt und selbstbewusst zu leben. Indem ich in mir vereine, was bisher unvereinbar erschien wie z. B. Verlierer und Gewinner, Opfer und Täter, Gut und Böse, werde ich zur Mitte von beiden und bin gleichzeitig beides. Das bewirkt innere Ruhe und Urvertrauen, der blinde Aktionismus hört auf, das Sein wird möglich, die Selbstverwirklichung hat begonnen.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Menschen, mit denen wir in Resonanz gehen, ob anziehend oder abstoßend, im Grunde dasselbe Thema haben, sonst könnten sie es uns nicht spiegeln. Und sie befinden sich im selben unbewussten Netzwerk, weshalb sie mit uns in Verbindung stehen, ob wir es wollen oder nicht. Erst durch Bewusstmachung, dass wir alle unbewusst Themen anderer spiegeln müssen und so nicht wir selbst sein können, können wir die Situation lösen. Wir erkennen uns selbst und werden frei.
In der Familie ist die unfreiwillige Verstrickung oft noch am leichtesten zu erkennen. Denn hier wird deutlich, wie jeder in seiner Position festgelegt ist: der Vater bleibt immer der Vater, die Mutter muss immer die Mutter sein, und das Kind bleibt immer das Kind, egal wie alt es ist. Allein sich aus diesen Rollenmustern zu befreien ist kaum möglich. Denn selbst wenn wir es schaffen, uns äußerlich da herauszulösen, ist die innere Entsprechung oft nicht erfolgt, weil nicht klar ist, dass alles im Außen nur der Spiegel für das Innere ist. Und dieses Familien-Prinzip leben wir dann oft unser ganzes Leben lang unbewusst – in jeder Beziehung. Also hält diese ursprünglich festgelegte Rolle jeden gefangen und wirkt immer und überall; in der Liebesbeziehung, am Arbeitsplatz, im Verein oder in anderen Gemeinschaften.
Die eigene Befreiung gelingt, sobald ich mir selbst alle meine Aspekte anerkenne und verstehe, welche Macht sie über mich haben, solange ich sie unbewusst ablehne. Und genau so lange werde ich immer wieder von Situationen und Menschen getriggert, die dann bei mir z. B. Angst, Ohnmacht, Flucht oder Kampf auslösen. Diese Energien lösen die verletzten Ego-Anteile aus und übernehmen mich dann in der Situation. Erst wenn ich es schaffe mithilfe meiner Liebeskraft diese Anteile als Teile von mir Selbst anzuerkennen, entfalten sie ihre konstruktive Kraft z. B. Vertrauen und Glaube an mich selbst, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.
Indem ich so Verantwortung für all meine verletzten Ego-Anteile übernehme, sie zu mir zurückrufe und in mein wahres Selbst integriere, heile ich mich und gebe die Menschen im Außen frei, selbst in Entwicklung zu gehen. Das ist aus meiner Erfahrung der einzige Weg, um alte unbewusste Verstrickungen zu verstehen und aufzulösen. Daraus entwickelt sich die Unabhängigkeit jedes Einzelnen und erstmals die Möglichkeit, Beziehungen frei von allen Verstrickungen leben zu können.
Je mehr Menschen sich für diesen Weg entscheiden, desto mehr konstruktive und unterstützende Beziehungen werden Wirklichkeit – desto mehr liebevolle Verbindungen werden wahrhaftig – es gibt endlich die Möglichkeit zu wählen, wie ich leben will.
Wenn Du jetzt Sehnsucht verspürst, auch deine Beziehungen in die Liebe zu bringen, dann nimm Kontakt zu mir auch, damit ich dich dabei unterstützen kann.