Das Gefühl der Sehnsucht kennen wohl alle. Oft schmerzhaft, verzehrend, immer ausgerichtet darauf, etwas zu ersehnen, was jetzt nicht hier ist, sondern unerreichbar in der Zukunft liegt. Dazu hören wir häufig unsere inneren Stimmen, die uns vorgaukeln, dass wir uns „nur“ noch mehr anstrengen müssten oder unser Verhalten dahin ändern müssten, wie es vermeintlich von anderen als „besser“ angesehen wird; dann und NUR dann würden wir das Ersehnte bekommen. Und während wir uns also anstrengen und uns verbiegen voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft, verlieren wir uns selbst völlig aus den Augen und verlieren den Kontakt mit uns selbst. Das Innere erscheint unwichtig, das Äußere hat absolute Priorität. Dann sind wir im Mangel gelandet, in der Ohnmacht und im Selbstzweifel.
Dies ist ein Kennzeichen der Vorgehensweise des Egos, unseres Stellvertreters, solange unser Selbst noch nicht in seiner Kraft ist. Das Ego führt uns so lange von uns selbst weg und verbraucht dafür so viel von unserer Energie, die wir eigentlich für uns Selbst brauchen, bis wir verstehen, dass alle Sehnsucht nur im Inneren erfüllt werden kann. Dass die Suche nach unserem wahren Selbst die Grundlage aller Sehnsucht ist, die niemals im Außen erlöst werden kann. Und dass wahre Fülle nur im Inneren entstehen kann, in jedem Selbst, wenn das Ego integriert ist und das Selbst die Führung übernommen hat.
Die Sehnsucht bzw. unbewusste Suche nach uns Selbst nimmt häufig verschiedene zerstörerische Formen an, zum Beispiel als Kauf-Sucht, Arbeits-Sucht, Spiel-Sucht, Drogen-Sucht, oder andere Formen von Sucht, die alle von der wahren Suche nach uns Selbst, nach unserem wahren Kern ablenken und kompensieren. Diese Sucht hält uns beschäftigt und in der Abhängigkeit – und immer geht es um etwas im Außen, das scheinbar die Macht über uns hat verbunden mit dem Köder der Erfüllung des Ersehnten.
Dabei kann niemand im Außen die Macht über uns haben! Tatsächlich sind es immer die eigenen Anteile von uns Selbst, die wir unbewusst und vor langer Zeit abgespalten haben, die sich im Außen dadurch zeigen, dass wir von ihnen getriggert sind. Wenn wir mit anderen Menschen oder Situationen stark in Resonanz gehen, dann sind wir getriggert, weil wir uns unbewusst selbst darin erkennen. Und wenn wir so reagieren, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Zeit reif ist, unseren Anteil wieder zu uns zurückzunehmen, und ihn als zu uns gehörig anzuerkennen. So lässt sich dieser Anteil integrieren und kann in uns heilen.
Das klingt erstmal ganz einfach, aber die Herausforderung liegt darin, dass diese abgespaltenen Anteile lange Zeit oder sogar von Beginn an von uns getrennt waren, deshalb verletzt sind, und dadurch starke Gefühle in uns auslösen. Das kann sich äußern in großer Ablehnung, Fluchtimpulsen, Angst, oder auch in großer Bewunderung, die einschüchternd wirkt, was jeweils erstmal anerkannt und gefühlt werden will. Nur wenn wir zu unseren Gefühlen wirklich stehen, können wir uns für diese uns noch fremden Anteile öffnen. Wir brauchen dafür unsere Liebeskraft, nur sie ist stark genug, die alten Gegensätze und Ablehnungen zu überwinden und zu heilen. Nur sie schafft diese Verbundenheit und kann JA sagen, zu allem was zu uns gehört, unabhängig von der alten Form.
Je häufiger wir dies erleben, und je mehr unserer Anteile wir integrieren können, desto vollständiger und verbundener fühlen wir uns. Desto mehr von unserem Ego wird integriert, weil das Ego tatsächlich die Summe aller verletzten und getrennten Anteile ist. Und währenddessen erhalten wir immer mehr Erkenntnisse darüber, wer wir sind, was uns ausmacht, und aus wie vielen unterschiedlichen Aspekten wir in Wahrheit bestehen. Das stärkt das Selbst nachhaltig, was die beste Unterstützung ist, die wir uns schaffen können, um die Herausforderungen des Lebens besser verstehen und leichter meistern zu können.
Und schließlich endet die alte Form der Sehnsucht aus dem Mangel heraus, der stets unerfüllten Suche nach etwas außerhalb von uns, wenn wir verstanden und erlebt haben, dass alles, was uns scheinbar fehlt, in Wahrheit wir SELBST sind. Damit liegt es allein in unserer Macht und Verantwortung, unsere noch fehlenden Anteile in uns zu einem Ganzen zusammen zu fügen, um uns Selbst zu heilen. Damit kann die Liebe in uns die Führung übernehmen aus uns Selbst heraus. Das ist Selbstermächtigung.
Wenn du hierzu Fragen hast oder dir meine Unterstützung wünscht, freue ich mich über deine Nachricht.